Ein Jahr mit Zara

Am 27. Dezember 2016 lernte ich Zara kennen. Es war mein Ankunftstag auf der Finca Lomos Altos auf Lanzarote – unserem alljährlichen Winterurlaubsziel. Wie genau unsere erste Begegnung verlief, weiß ich heute leider nicht mehr so genau. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen, wie epochal dieses Kennenlernen werden sollte, sonst hätte ich unserem ersten persönlichen Aufeinandertreffen bestimmt mehr Bedeutung bemessen und versucht mir jede Kleinigkeit zu merken.
Zara hat manchmal ein Strahlen in ihrem Gesicht, wenn sie dich anschaut, fast schon eine Art “Lächeln” – ich glaube, damit hat sie mich von Anfang an verzaubert. Aus dem “ich will keinen Hund, der passt nicht in unser Leben” wurde ein “wir hoffen, diesem Hund ein gutes Zuhause geben zu können”.

Woran ich mich deutlich erinnere ist, mit wie vielen Fragen und Zweifeln wir im Januar 2017 nach Deutschland zurückflogen, während Zara auf Lanzarote blieb und zu unserer Hundetrainerin Liz kam, um sozialisiert zu werden. Auf der einen Seite, war es die Sorge, ob Zara sich jemals für ein Leben in Deutschland eignet und auf der anderen Seite die Unsicherheit, ob es für uns das richtige ist, einen Hund aufzunehmen und die damit verbundenen Veränderungen im Alltag nicht nur zu akzeptieren, sondern auch zu mögen. Von den klassischen Zweifeln wie “ist es richtig einen Hund aus dem Süden zu adoptieren und aus der gewohnten Umgebung zu reißen” oder “geht es mit den Katzen gut” mal ganz abzusehen.
Ich beschloss damals das Schicksal, bzw. Zara entscheiden zu lassen. Wenn Liz uns eines Tages anruft und sagt, dass es trotz Training voraussichtlich nicht möglich sein wird, Zara nach Deutschland zu bringen – dieses Risiko hat immer bestanden und wir hatten uns mit Liz darauf verständigt, dass sie in diesem Fall ein geeignetes Zuhause auf Lanzarote finden soll, auch wenn dies Zeit kosten würde, schließlich hatte man schon zwei Monate vergebens versucht Zara zu vermitteln – hätten wir dies schweren Herzens akzeptiert und das Leben wäre weiterhin in gewohnten Bahnen verlaufen.

Wir freuten uns sehr in den darauf folgenden Wochen über jede Nachricht von Liz und waren ungeheuer stolz zu hören, wie schnell sich Zara entwickelt und wie begierig sie war zu lernen. Zeitgleich bereiteten wir hoffnungsvoll alles für ihre Ankunft in Mannheim vor und kauften fleissig Hundezubehör: ein Geschirr, eine 3-Meter-Leine, ein Hundebett, eine Reisehundedecke, ein Trink- und ein Fressnapf, einen Kong und viele Dinge mehr. In den ersten Monaten haben wir sehr viel investiert, aber Zara war und ist es wert. Wenn ich diesen Hund heute vor mir liegen sehe, mit ihrem treubraunen Augen, ihrem weichen Fell und ihrem sensiblen Herzen, pumperlgesund und bestens erzogen, kann ich nur sagen: alles richtig gemacht.

Als ich Ende Januar 2017 wieder nach Lanzarote flog, um selbst mit Zara zu arbeiten und sie dann schließlich mitzunehmen, flogen immer noch Zweifel mit. Auf Lanzarote kam noch Unsicherheit dazu. Komme ich ohne die wissende, hilfreiche Trainerin Liz in Deutschland alleine klar? Ich kam mir selbst häufig so ungeschickt im Umgang mit Zara vor und lernte meine erste Zara-Lektion: Perfektionismus ist nicht wichtig! Geduld ist es, sich Zeit nehmen und beobachten können.

Woran ich mich gut erinnere, ist der Tag des Fluges mit Zara nach Deutschland. Diesen Tag kann ich bildlich jederzeit abrufen. Die glücklichen Eckpunkte waren: Zara ging allein und brav in ihre Flugbox, ein wedelnder Hund empfing uns in Frankfurt, sie akzeptierte sofort ihr Hundebett und schaute ihre Flugbox nicht mehr an. Zara war zuhause.

Wenn ich darüber nachdenke, bin ich immer wieder überrascht, wie einfach, unkompliziert, gar selbstverständlich ihr Einleben in Deutschland verlaufen ist. Klar war sie unsicher, vorsichtig, manchmal ängstlich und schreckhaft, zuckt heute immer noch bei überraschenden Bewegungen und erschrickt sich, wenn sie auf etwas nicht gefasst ist. Aber wenn ich sie heute im Sprint auf andere Hunde zulaufen sehe, ihre Kraft und Eleganz beim Klettern im Dahner Felsenland bewundere oder ihre Freudentänze im Wald rund um den Weißen Stein bei Heidelberg beobachte, sehe ich ihre Entwicklung.

Seitdem Zara in meinem Leben ist, lächle ich viel mehr, egal wie eklig das Wetter, wie traurig die Ereignisse, irgendwann erwische ich mich immer mit einem Lächeln auf den Lippen: Zara im Blick. Sie stellt eine ungeheure Bereicherung meines Lebens dar. Ihre Anwesenheit spendet Trost, gibt einem Aufgaben, verhindert es , sich hängen zu lassen und baut einen dann wiederum bei den Spaziergängen auf. Ich habe neue, interessante Menschen kennen gelernt, ja neue Freunde gefunden und alte Bekannte und Freunde besser kennen gelernt.

Im Jahresrückblick 2017 ist es das Zara-Jahr. Ein wichtiger Mensch in meinem Leben ging in diesem Jahr für immer, Zara war an meiner Seite und spendete Trost.

Ich bin dankbar, dass uns das Schicksal zusammenführte und für die Begegnung mit diesem einzigartigen Wesen.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert