ERST TESTEN- dann vielleicht impfen

Die StIKo Vet ist die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin am Friedrich-Loeffler-Institut, die am 1.12.2015 ihre Arbeit aufgenommen hat. Zuvor gab es neun Jahre eine Impfempfehlung, die der Bundesverband Praktizierender Tierärzte herausgebracht hat!

Die jetzigen Mitglieder der StIKo Vet sind Hochschulveterinäre. Ich möchte die aktuelle Empfehlung der StIKo Vet vom 1.1.20121 und ein paar Thesen aus dem wissenschaftlichen Fachvortrag von Dr. Michèle Bergmann mit dem Titel “Impfungen beim adulten Tier – mehr Schaden als Nutzen?” vom 4.2.2021 anlässlich ihrer bevorstehenden Habilitation hier kurz vorstellen.

Was sagt die StIKo Vet?

Zur Erklärung: die meisten Halter finden im Impfbuch ihres Hundes zwei Aufkleber auf zwei verschiedenen Seiten: Beispielname mit „T“ für Tollwut und Beispielname mit „SHPPi“ und das steht für Staupe, Hepatitis, Parvovirose und Parainfluenza. Diese Impfung erhalten die meisten Hunde in der Regel jährlich, die Tollwutimpfung wird inzwischen mit dem drei-Jahre-wirkenden-Impfstoff verabreicht.

Wenn ihr Hund allerdings älter als 15 Monate ist und bisher korrekt grundimmunisiert wurde, dann

werden gegen Staupe und Parvovirose je nach Hersteller Wiederholungsintervalle von bis zu drei Jahren empfohlen. Gegen Leptospirose ist eine jährliche Wiederholungsimpfung erforderlich.

Es wird aber noch besser für unsere Hunde. Weiter hinten ist in der StIKo Vet zu lesen: „Die meisten adulten Hunde in Deutschland haben Antikörper gegen Parvoviren, auch wenn die letzte Impfung bereits Jahre zurückliegt. Eine Impfung dieser Hunde bringt keinen zusätzlichen Nutzen. Es besteht daher die Möglichkeit, Parvaviroseantikörper in verschiedenen Testsystemen zu bestimmen. Anhand der Antikörperbestimmung kann die Entscheidung über die Notwendigkeit einer Wiederholungsimpfung getroffen werden..[und]..

Die meisten adulten Hunde in Deutschland haben Antikörper gegen Staupeviren, auch wenn die letzte Impfung bereits Jahre zurückliegt. Eine Impfung dieser Hunde bringt keinen zusätzlichen Nutzen. Es besteht daher die Möglichkeit, Staupevirusantikörper in verschiedenen Testsystemen zu bestimmen. Dies kann zur Entscheidung über die Notwendigkeit einer Wiederholungsimpfung herangezogen werden“ .

Das bedeutet, dass ein grundimmunisierter Hund gegen zwei der drei empfohlenen Core-Impfungen, nämlich Staupe und Parvovirose nicht einmal zwingend alle drei Jahre geimpft werden muss, sondern nur dann, wenn keine Antikörper mehr nachweisbar sind.

Für diesen Nachweis muss dem Hund Blut abgenommen werden, aber er muss keine Impfung erdulden, die nachweislich keinen Nutzen hat, jedoch Schaden verursachen kann.

Wer dies nachlesen möchte kann die Leitline der StIKo Vet unter https://m.tieraerzteverband.de/bpt/berufspolitik/Impfkommission/stiko-vet_empfehlungen-mitteilungen.php?redirectResize=1 herunterladen.

Warum kann ich schreiben, dass eine Impfung nachweislich keinen Nutzen hat? In ihrem Vortrag hat Dr. Michèle Bergmann teils unveröffentlichte Studien vorgestellt, in der sie folgendes zum Beispiel zum Thema Staupe sagt: bei einem Auftreten von 95 Prozent der schützenden Antikörper vor der Impfung lag die Reaktion nach der Impfung bei 0 Prozent. Daher empfiehlt Dr. Michèle Bergmann eine Impfung nur bei Fehlen von Antikörpern. Zwei Nachteile hat dies natürlich: zum einen muss dem Hund Blut abgenommen werden und zum anderen sind die POC-Tests noch nicht so zuverlässig, bzw. laut Frau Dr. Michèle Bergmann „muss die Spezifität aller Schnelltests verbessert werden“, es empfiehlt sich also der Labortest.

Bleibt die Frage, warum jährlich gegen Leptospirose geimpft werden soll. Vielleicht, weil sie als Zoonose, also auf Menschen übertragbar und eine meldepflichtige Krankheit ist. Doch Die Leptospirose hat so viele unterschiedliche Variationen und die jährlichen Impfstoffe können nicht alle Variationen abdecken und weisen zudem erhebliche Nebenwirkungen auf, daher sind meine Hunde nicht gegen Leptospirose geimpft. Übertagen wird die Krankheit durch Bisswunden, Fressen infizierter Tiere, aber auch durch das Trinken von kontaminierten Wasser und Erde. Ein Risiko geht von stehenden Gewässern, auch Pfützen im Sommer aus und daher sollte man das Trinken daraus unterbinden.

Viele Tierärzte empfehlen seit langem eher zurückhaltender bei der Impfung zu sein und daher kann man die neueste Empfehlung der StIKo Vet nur begrüßen.

Während meiner Ausbildung zur Hundetrainerin ist natürlich auch das Thema Gesundheit und Impfen ausführlich behandelt worden und ich kann die Empfehlung, die wir erhalten haben, hier nur weitergeben:

  • Einmalige Impfung von SHP so spät wie möglich (4.-6. Lebensmonat – nach dem Abbau der maternalen Antikörper)
  • Keine Impfung ohne Untersuchung (Kot, etc.)
  • Impfung individuell auf den Hund abstimmen
  • Nur gesuunde Tiere impfen
  • Tollwut 1xab dem 6. Lebensmonat
  • Impfungen aufteilen
  • Keine Wurmkur ohne Indikation, bzw. nur einmal im Jahr
  • Ektoparasitenprophylaxe (Zecken, Flöhe Mücken, etc.), aber keine Tabletten
  • Nach drei Jahren jährlich mittels Antikörpertest die Notwendigkeit einer neuen Impfung überprüfen
  • Den Hund wegen Erkranungen beobachten und bei ungewöhnlcihen Symptomen einen guten Tierarzt aufsuchen

Linkliste

  • Monika Peichl hat auch einen interessanten Blog, der das Thema Impfen auf den aufgreift https://haustierimpfung-mit-verstand.de/
  • Impfleitlinie für Kleintiere | StIKo Vet am FLI | Stand 01.01.2021 Seit 13 und 14
  • Die derzeit unveröffentlichte Studie heisst: “Neutralizing antibodies to canine distemper virus and response to vaccination in client-owned adult healthy dogs”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert